Die 169 km lange Etappe wies 4 kategorisierte Anstiege (4, 2 und 1 Kat.) auf und wurde bereits im Vorfeld als eine der letzten Chancen für kletterstarke Ausreißer gesehen. Nach seinem 2. Platz auf dem 14. Teilstück wusste man um die tolle Form des Niederösterreichers. In Interviews am gestrigen Ruhetag kündigte er bereits an, in den folgenden Etappen auf einen Sieg loszugehen. Schon am ersten Anstieg des Tages sah man sein Trikot, jenes des österreichischen Staatsmeisters, an der Spitze des Feldes. Letztlich mussten 80 km vergehen bis die Gruppe des Tages gehen durfte. Zusammen mit 13 anderen Fluchtgefährten befand sich der 30-jährige Ebreichsdorfer in jener Gruppe, die sich den Tagessieg unter sich ausmachen würde.
Am Col de Port (Kat 1) fuhr Konrad zu einer kleinen Spitzengruppe, die sich kurz vorm Anstieg abgesetzt hatte, auf. Als diese in den vorletzten Anstieg fuhr und die Verfolger aufzuschließen drohten, attackierte Konrad und überquerte die Bergwertung mit einem Vorsprung von etwas weniger als einer Minute. Noch lagen 32 km, starker Gegenwind und ein Kat. 4 Anstieg vor ihm; die Verfolger konnten trotz ihrer Kopfstärke den Rückstand nicht verringern. Ganz im Gegenteil, er baute den Vorsprung sogar noch aus. Letztlich überquerte er als Soloist 42 Sekunden vor den bergfesten, um das grüne Trikot kämpfenden Fahrern Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) und Michael Matthews (Bike Exchange) die Ziellinie in Saint Gaudens. Ein großer Tag für Patrick Konrad und den österreichischen Radsport.
Patrick Konrad ist damit erst der dritte Österreicher, der eine Etappe bei der prestigeträchtigsten und schwersten Rundfahrt der Welt gewann. 2005 war es Georg Totschnig, der eine Tour-Etappe in Ax-3-Domaines für sich entscheiden konnte. Davor war es Max Bulla, der 1931 auf der zweiten Etappe von Caen nach Dinan reüssierte und als bisher einziger Österreicher ins Gelbe Trikot des Gesamtführenden schlüpfte.